Corona – Das Hirn dient dem Instinkt

Der Mensch denkt: Sein Hirn lenkt. Oh nein. Das Hirn denkt, aber der Instinkt lenkt. Anders kann ich mir die extremen Haltungen in der Corona Krise nicht erklären. Frage: Wie hat Ihr Instinkt zuallererst reagiert, als Corona aus China/Italien zu uns kam?

  • Es naht ein Unglück.
  • Da wird Panikmache betrieben.

Hat sich diese Instinktreaktion („Gefahr“ – „keine Gefahr“) von März bis Juli verändert? Ich sehe bei allen Diskussionen bei Twitter & Co., dass fast alle Leute, die sich mit mir streiten, bei ihrer ersten Reaktion bleiben. Sie beantworten verschiedenste Lebensfragen immer im Sinne der ersten Reaktion, die Sie nach einer Sekunde hatten: Gefahr JA-NEIN.

 

Wissenschaftler haben im Winter die These vertreten, dass sich das Virus, wie auch das Grippe-Virus, im Sommer zurückzieht. Das ist nicht der Fall, wie man an den Infektionszahlen in den arabischen Ländern und im Süden der USA sieht; in Israel wütet das Virus gerade neu. Wissenschaftler müssen also die These fallenlassen, dass Corona unter Hitze fast verschwindet.

 

Wissenschaftler haben keine Meinungen, sondern sie stellen Hypothesen auf, deren Überprüfung langsam in Wahrheitsfindung mündet. Das wird nicht verstanden, nicht einmal von Akademikern. Wer es nicht versteht, muss es anders erklären. Aber wie? Er hört eine Sekunde lang auf seinen Instinkt. Der flüstert uns ein:

  • „Es geht um Interessen, Profite und Wählerstimmern der Krisengewinner. Die lügen und betrügen, wie sie nur können. Das ist die wirkliche Gefahr, in der wir schweben. Wir sind ihnen ausgeliefert.“

Wer Wissenschaft nicht versteht, kann immerhin aus seiner Sicht hemmungslos spekulieren, wer welche Interessen vertritt. Auf diesem Feld scheint jeder qualifiziert zu sein, wie bei Erziehung und Fußball. Es wird seitdem kaum mehr über Wahrheiten und Richtiges gestritten. Man verdächtigt sich gegenseitig, für spezielle Interessen zu arbeiten. Der eine „Nur-keine-Panik“-Ministerpräsident zeigt nicht etwa eine verantwortungsvolle Haltung, nein, er will offenbar nur seine Kanzlerschaftsambitionen gegen den „Bleiben-wir vorsichtig“-Ministerpräsidenten hochhalten. Sie suchen aus der Reaktion unseres Instinktes nicht nach guten Entscheidungen, sondern nach Wählerstimmen. Wer gewinnt? Unser Instinkt? Der Instinkt der anderen? Das Lasche? Das Schwedische? Die harte Haltung? Trump? Südkoreas Kompromisslosigkeit?

 

Unser Instinkt will, dass seine Haltung gewinnt. Das Hirn soll beweisen, dass der Instinkt richtig lag und liegt. Um Wahrheit geht es dem Instinkt nicht. Oh nein. Das Hirn denkt, aber der Instinkt lenkt.

 

Prof. Dr. Gunter Dueck