Dumm, wer keine Rentenangst hat

Das deutsche Rentensystem war einmal für die Ewigkeit gedacht, aber die Rahmenbedingungen ändern sich so dramatisch, dass uns langsam kalte Angst in die Knochen fahren sollte. Schauen wir zurück: Damals machten nur ein paar Prozent der Leute Abitur, unter „Abiturientenquote“ findet man in der Wikipedia, dass 1960 um die sieben Prozent studienberechtigt waren, wovon die meisten ein Studium begannen und vielleicht (schätze ich) so vier Prozent beendeten.

Die meisten begannen also nach dem zehnten Schuljahr mit dem Berufsleben. Die heute immer so nonchalant genannten 45 Jahre Norm-Arbeitsleben waren also durchschnittlich absolut drin. 1960 war die Rentenzahlungsdauer etwa 10 Jahre, weil die Lebenserwartung deutlich niedriger war als heute. Meine Kinder (knapp über 30) können wegen ihrer höheren Lebenserwartung mit geschätzten 22 Jahren Rente rechnen (surfen Sie unter „Rentenzahlungsdauer“). Das alles macht doch Sorgen?

 

Bald die Hälfte eines Jahrgangs studiert, diese kommt also sehr spät ins Arbeitsleben und kann also gar keine 45 Jahre „vollmachen“. Im Gegensatz zu früher haben viele Leute Lücken im Arbeitsleben: Arbeitslosigkeit, Sabbaticals, „Zeitlassen“ beim Wechsel der Arbeitsstelle. Immer mehr Menschen arbeiten als Selbstständige oder in Minijobs und zahlen nicht in die Rentenkassen ein (ein Drittel derzeit), dafür haben sie meist keine Ahnung, um wie viel härter sie das Los treffen wird: Es gibt keine Zinsen mehr, wenn sie selbst vorsorgen! Wir bekommen weniger Kinder und haben in der nächsten Zukunft eine vollkommen überalterte Gesellschaft, die Quote Renten Einzahler zu Rentenbezieher war 1960 Sechs zu Eins, heute Zwei zu Eins, bald Eins, Komma X zu Eins?

 

Prof. Dr. Gunter Dueck