Megatrend leere Einkaufsstraßen?

Der Direktvertrieb wächst. Auch in unserer schnelllebigen Zeit sind Homepartys beliebter denn je. Einkaufen in den eigenen vier Wänden liegt absolut im Trend. Wie aber sieht es beim Einzelhandel aus? Neulich war ich in der Züricher Nobel-Einkaufsmeile, der weltberühmten Bahnhof Straße. Sie war bisher der Inbegriff der erlesenen Fachgeschäfte. Nun hat sich diese Shoppingmeile grundlegend verändert. Die Billiganbieter wie H&M belegen die besten Lagen. Viele Geschäfte machen Ausverkauf, stehen leer und sind zu vermieten. Noch auffälliger ist der Wandel in den Seitenstraßen.

DER TRENDBEOBACHTER. Mathias Haas sagt dazu: Immer öfter begegnet einem aber das Schild „Zu vermieten“ oder „Schlussverkauf wegen Geschäftsaufgabe“.

 

Letzteres kommt sicher immer mal wieder vor, doch das Klagen der Einzelhändler selbst in den A-Lagen, nicht mehr gegen den Online-Handel bestehen zu können, wird immer lauter. Und so weisen einige Einkaufsstraßen tatsächlich eine interessante Häufung an leerstehenden Ladengeschäften auf. Und das selbst in neu erbauten innenstädtischen Einkaufszentren, die vor ihrer Eröffnung als das Nonplus-Ultra der hiesigen Einkaufswelt angepriesen wurden. Je kleiner die Ladengeschäfte, um so gefährdeter sind sie.

 

Online macht offline das Leben schwer. Die Menschen sind nicht nur faul – äh, komfortorientierter – geworden. Nein, sie nehmen sich auch weniger Zeit für einen Einkaufsbummel – vielleicht, weil andere Dinge wichtiger erscheinen, weil ihnen das Berufsleben quasi die Zeit raubt für all das Private, was früher mit weniger Stress noch ganz gut zu bewältigen war.

 

Also führt die Suche nach einer neuen Hose, einem neuen Toaster oder heute sogar schon nach den Dingen des täglichen Lebensmittelbedarfs ins Internet. Ganz bequem und daheim von der Couch aus. Anbieter gibt es genügend – von ganz groß bis richtig klein. Waren ohne Ende, genau wie im Geschäft… oder eigentlich noch besser. Weil? Nun, weil zum einen mit wenigen Mausklicks eine riesige Auswahl auf den Schirm kommt, und zum anderen, weil sich das Ganze ohne große Latscherei auch noch prima vergleichen lässt. Zusätzlich können wir noch lesen, was die anderen denn zum Produkt X sagen oder ob nicht Produkt Y doch besser wäre.

 

Da fragt der Handel: Was können wir tun? Und ein Unternehmen aus den USA hat eine mögliche Antwort: Sichtbar machen, was die Leute mögen – direkt am Regal. Denn was andere Leute gut finden, wird häufiger gekauft. The Like Machine™ wurde geboren. Ein kleines Gerätchen also, das man direkt an der Ware oder bei Bedarf auch am Service-Schalter oder am Ausgang des Ladens aufstellen kann. Es hat einen großen, beleuchteten Knopf, den man drückt, wenn man etwas gut findet. Daneben platziert ist ein Display, das anzeigt, wie vielen anderen Einkäufern das auch noch so geht. Das ist gut, denn man kauft tendenziell eher das, was die eigene „community“ auch mag.

 

Natürlich ist dieses Instrument kein Allheilmittel für die gebeutelten Malls und Fußgängerzonen. Doch wie auch Ebay mit Ebay-City den Weg in Richtung stationären Handel geht, so muss der stationäre Handel den Schritt in Richtung online wagen. Dazu gehört, sich den Denkweisen und Methoden zu öffnen, die dort erfolgreich sind. Dies gilt übrigens auch für den Direktvertrieb.

 

DER TRENDBEOBACHTER. Mathias Haas

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