"Was für ‘ne Marke bist Du?"

Der Mensch stellt sich gern zur Schau, will bewundert und gelobt werden. Wenn aus der Filmkarriere nichts wird, hat er seinen großen Auftritt im Konferenzraum, in der Bahn und im Flugzeug, auf Kongressen und Konferenzen, im Vorstand von Partei, Golfclub und Krabbelgruppe. Damit er immer und überall gut rüberkommt, geht er zum Botoxen und cremt, kauft sich lieber was von Boss oder Marc O‘Polo als von C&A und bucht Körpersprache- und Rhetorikkurse.

Voll normal in einer Welt, in der es keine zweite Chance gibt für den ersten Eindruck. In jeder kleinen Kreisstadt und in jedem Dorf zetteln die, die jeder kennt, vieles an und sind quirlig unterwegs. Sie werden begafft und bewundernd gehasst, und man redet über sie. Was genau? Die einen sagen so, die anderen sagen so. Auch die starke Menschenmarke ist das, was man hinter ihrem Rücken über sie erzählt.


Alles hat seinen Preis, und der Preis, den man zahlt, wenn man zwar kein Star in seinem Metier und auf seinen Bühnen ist, aber immerhin ein Sternchen, ist schnell hoch bis zu hoch. Je nachdem wer und wie der Mensch wirklich ist, wonach er wirklich strebt und wie er Reichtum definiert. Der Münchner Psychologe Siegfried Brockert sieht es so: "Reich ist, wer sagt, jetzt reicht’s." Wer es ähnlich sieht, erspart sich viel Hatz und hat mehr Muße für den Müßiggang, wie er ihn definiert. Am besten ist es, wenn er das für sich erkennt, bevor er loslegt mit dem Leben. Dann tritt der Zustand umso eher ein, dass man wieder lebt und nicht länger gelebt wird.

"Es kommt drauf an, was man draus macht", hieß einmal der Slogan der deutschen Betonindustrie. Beton an sich ist Zement, kleine Steinchen und Wasser, und das Image dieses im Grunde langweiligen Baustoffs war bescheiden. Wenn man dann in den großformatigen Anzeigen die wunderschönen Hängebrücken, preisgekrönten Architektenhäuser und kühn geschwungenen Hallendächer vor stahlblauem Himmel mit den glücklichen Menschen sah, bekam man einen Eindruck davon, was Beton kann. Man träumte sich hinein in diese schönen Welten, und plötzlich war der Eindruck von Beton ziemlich positiv. Der Mensch an sich ist bloß Haut und Knochen und etwas Intellekt und Gefühl. Es kommt auch bei ihm drauf an, was er draus macht. Darauf, wie kühn, phantastisch, vorbildhaft, nachahmenswert es ist. Und darauf, ob es jene Relevanz besitzt, die nur derjenige ihm zuschreiben kann, der ihn erlebt; er selbst sich aber nicht. Human Branding sorgt für diese (im schönsten Sinne des Wortes) Wesentlichkeit.

Jon Christoph Berndt
www.jonchristophberndt.com