Neue Freundin im Haus: "Alexa, willst Du mich heiraten?"

Kennen Sie schon Alexa, die neue Haushaltshilfe von Amazon? Seit zwei Wochen unterstützt sie meinen Alltag und ich glaube, sie wird unsere globale Kommunikationskultur in den kommenden Jahren neu prägen.

Als "Early Adopter" habe ich mich bereits im Herbst bei Amazon um das neue Gerät beworben. Doch erst seit wenigen Tagen ist Alexa offiziell lieferbar und begleitet nun unseren Alltag in der Gutshof Küche: "Alexa, wie wird das Wetter morgen?", "Wie hat Bayern München gestern Abend gespielt?" "„Bitte lies mir das Rezept für Kaiserschmarrn vor!"


Bei den meisten Fragen agiert Alexa souverän und präsentiert unverzüglich die gewünschte Antwort: "Spiele mir die Playlist von Roger Cicero" funktioniert genauso schnell wie der Zuruf: "Bitte setze Milch auf meine Einkaufsliste". Gesagt getan, auf meinem Handy ist die Milch sofort in der Liste der Besorgungen zu finden.


Nach zwei Wochen Praxisalltag ahne ich, welches ungeheure Potential diese Sprachdienste in Zukunft haben werden: Bereits jetzt bieten große Unternehmen kostenfreie Alexa-Apps an: Die Tagesschau und etliche Radiosender lesen ihre aktuellen Nachricht auf Zuruf vor. Mit der Applikation der Deutsche Bahn kann ich mir beim Kochen die nächste Zugverbindung nach Frankfurt ansagen lassen.
Zudem bietet Alexa auch die Hörbücher von Audible und die 40 Millionen Musiktitel von Amazon Unlimited an: Den neuesten Schlager von Helene Fischer, relaxte Jazzmusik oder einen Taunuskrimi? Ohne einen Finger zu rühren startet das passende Audioprogramm. Natürlich kann ich auch Scherzfragen stellen: "Alexa, willst Du mich heiraten?" Darauf pariert das System jeweils mit einer neuen kreativen Antwort: "Ich glaube, das ist keine gute Idee!"

Wie steht es mit dem Datenschutz?
Alexa ist Tag und Nacht Standby und startet auf Zuruf – sie speichert die Fragen und überträgt sie an einen Server, um die passenden Antworten zu finden. Berechtigt stellt sich jeder Nutzer die Frage, ob der Raum, in dem das Gerät steht, auch durch einen Hacker abgehört werden kann?


In diesem Bereich ist die Politik gefragt und auch die Datenschützer der Landesregierungen, um einen gesetzlichen Rahmen für die neuen Audiodienste zu schaffen. Doch die Unbefangenheit, mit der die meisten Bürger in den sozialen Netzwerken mit ihren persönlichen Daten agieren, wird vermutlich auch bei Siri, Alexa und Co. die Bereitschaft zu den neuen Medien generieren.


Als Unternehmerberater überlege ich mir natürlich für welche Unternehmen diese Audio-Dienste in Zukunft ein Teil ihrer Vertriebsstrategie sein könnten? Welche Wünsche haben die potentiellen Kunden, wenn Haushaltshilfen wie Alexa zum Standard werden und unseren Alltag prägen.


Bereits jetzt gibt es eine ganze Reihe von Smart-Home-Anwendungen: Derzeit teste ich eine WLAN-fähige Glühbirne, die mit Alexa kommuniziert. Auf Zuruf kann ich in der Küche das Licht ein- und ausschalten und aus einer Million Farben die passende Lichtstimmung morgens oder Abends generieren. Mit Alexa könnte ich auch die Heizung und den Thermostat steuern.


Der eigentliche Clou ist natürlich das Shopping via Amazon: Wer es ganz bequem mag, kann auf Zuruf Bücher und DVDs bestellen, die mit einem Prime-Abonnement meist am nächsten Tag portofrei nach Hause geliefert werden. Zur Sicherheit muss ich einen Zahlencode einrichten: Nur wenn ich diesen zur Autorisierung meiner Alexa nenne, wird die Bestellung ausgelöst.


Ganz klar: Mit diesem Produkt baut der Versandriese seine Marktposition aus. Alles was online zu kaufen ist, kann nun auf Zuruf, ohne überhaupt einen PC oder ein Tablett zu nutzen, umgehend bestellt werden. Bequemer geht es nicht. Die Auswirkungen auf den Einzelhandel und die gesamte Unternehmerwelt sind nach meiner Einschätzung derzeit noch nicht abzusehen.

 

Die neueste Generation von Amazon Echo, so heißt Alexa offiziell, kostet rund 180 Euro.

Rainer Wälde
http://rainerwaelde.de