Alles hinschmeißen, bevor man überhaupt angefangen hat?

Manchmal möchte man ja hinschmeißen, bevor man überhaupt angefangen hat: Noch so viel ist zu tun! Schwierig wird es! Und viel zu lange wird es dauern! Und schon opfern wir ein weiteres Projekt unserer Bequemlichkeit: Lieber gleich bleiben lassen, wovon wir wissen, dass es uns fordern wird. Leistung bringen? Vollgas geben? Den inneren Schweinehund zum Freund machen? Beim nächsten Mal, wenn es leichter wird. Oder sowas. Gründe gibt es genug.

Schade, denn wenn man genauer hinschaut, gibt es sie überhaupt nicht, die anstrengenden, ewig langen, herausfordernden Mega-Projekte! Stattdessen gibt es nur lauter kleine Teilprozesse, die jeder für sich überschaubar und einfach zu meistern sind. Einer nach dem anderen. Hintereinander.

 

Das Geheimnis dahinter lautet: „Divide et impera!“ Oder auf deutsch: „Teile und herrsche!“ Die lateinische Redewendung besagt: Wenn du eine große Aufgabe (wie zum Beispiel ein Land besiegen, dein Unternehmen gründen oder einen Kuchen backen) in lauter kleine Einheiten unterteilst, musst du nur jede kleine Einheit für sich angehen (eine einzelne Schlacht gewinnen, einen bestimmten Vertrag fertig machen oder ein paar Zutaten einkaufen) – und am Ende hast du die große Aufgabe geschafft.

 

Im Umkehrschluss bedeutet das: Starre nicht ehrfürchtig auf das große Ganze! Konzentrier dich lieber auf die kleine Aufgabe unmittelbar vor dir und erledige sie, damit du dich danach wieder der nächsten kleinen Aufgabe widmen kannst! So schaffst du Großes, indem du lauter Kleines erledigst, klar?

 

Die Energie der Machbarkeit: Horchen Sie mal in sich hinein: Was fühlt sich leichter an?

  •     Ein ganzes Buch zu schreiben? Oder heute noch das nächste Kapitel fertig zu machen?
  •     Das Jahresvertriebsziel zu erreichen? Oder heute noch drei wichtige Kunden anzurufen?
  •     Ein Studium zu absolvieren? Oder zwei Stunden auf die nächste Klausur zu lernen?
  •     Acht Kilo abzunehmen? Oder statt einer Apfelschorle zu Mittag Wasser zu bestellen?
  •     Viel Geld zu sparen? Oder einmal einen Dauerauftrag für das Sparkonto einrichten?

Sie merken, worauf ich hinaus will: Die meisten vermeintlich großen Dinge, sind in Wirklichkeit zielmlich klein. Wenn wir aber nur aufs Große schauen, erscheint es uns unverhältnismäßig anstrengend. Wir verlieren Energie, weil es nicht machbar erscheint, uns einschüchtert. Schauen wir hingegen nur auf den nächsten Schritt, gibt es nix mehr zu jammern oder motzen, sondern nur zu machen. Am besten jetzt gleich.

 

Also: Müde machen uns nicht die großen Aufgaben. Es sind die vielen kleinen unerledigten, die uns Energie rauben. Fangen wir hingegen einfach mal an, ohne auf das Endziel zu starren, gehen sie uns meist leicht von der Hand. Denn nun sind sie kurz, einfach, machbar. Schließlich geht es immer nur ums nächste Schrittchen.

 

Dr. Stefan Frädrich
http://www.stefan-fraedrich.de