Freifahrschein für unhöfliches Benehmen: "Wissen Sie eigentlich wer ich bin?"

„Wissen Sie, wer ich bin?“ – Als ihr Ehemann wegen Trunkenheit am Steuer fest genommen wurde, sagte die Schauspielerin Reese Witherspoon unter anderem diesen Satz. Was wäre gewesen, wenn der Polizist es gewusst hätte? Soll er dann sagen: „Ach, SIE sind es! Na, dann darf Ihr Mann natürlich betrunken Auto fahren und das Leben anderer Menschen gefährden. KLAR. Steigen Sie ein und fahren Sie weiter.“

 

Solche Aussagen begegnen mir immer wieder und ich frage mich, was damit bezweckt wird. Wenn mich jemand im Hier und Jetzt unfreundlich behandelt, dann kommt gerne: „Aber weißt Du nicht, wer das ist? Du, was DER schon alles erreicht hat. Wahnsinn.“ – Ja, und? Diese Person hat also in der Vergangenheit viel erreicht. Was interessiert es mich, wenn ich von dieser Person jetzt nicht gut behandelt werde? 

 

Gibt Erreichtes einen Freifahrtschein für unhöfliches Benehmen? Müssen wir uns irgendwann keine Mühe mehr geben, wenn wir viel erreicht haben?

 

Mich interessieren Menschen, die wertschätzend mit anderen umgehen. Egal wie reich und berühmt sie auch sein mögen. Das früher Erreichte ist ein kleines Sahnehäuptchen, aber wenn im Hier und Jetzt die Person sich unmöglich aufführt, dann platscht die schöne Sahne in den Sand und schmilzt vor sich hin.

 

Ich kann mich nicht mit „Wissen Sie eigentlich, wie viele großartige Vorträge ich bisher schon gehalten habe?“ rausreden. Denn meine Kunden wollen, dass ich HEUTE gut bin. Die Vergangenheit spielt da kaum eine Rolle. Auch in der Beziehung kann ich mich doch nicht rausreden mit „Ach komm, jetzt überleg mal, wie oft ich schon nett zu Dir war. Das muss jetzt reichen.“

 

Ich schaue zu Menschen auf, die wertschätzend und respektvoll mit anderen umgehen. Mit ist bewusst, dass jeder Wertschätzung und Respekt anders definiert, aber die Grundmotivation ist das Entscheidende. Ruhen Sie sich nicht auf Lorbeeren aus. Auch die verwelken irgendwann. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung und jeden Tag werden wir wieder neu beurteilt von unseren Mitmenschen. Sowohl von der Familie, als auch von den Kunden, Kollegen und Mitarbeitern.

 

Isabel García

 

www.ich-rede-akademie.de