Networker: Nicht nur suchen, was schiefgehen könnte

Dass sich unser Leben verändern wird, steht außer Frage. Hauptsächlich im beruflichen Umfeld werden wir unser Denken und Handeln umstellen müssen. Der bisher sichere Hafen des Angestelltenverhältnisses dürfte so sicher nicht mehr sein. Feste Arbeitsplätze von der Lehrzeit bis zum Renteneintritt gehören wohl der Vergangenheit an. Wir müssen schauen, wie wir über die Runden kommen. Berufliche Selbständigkeit dürfte eine praktikable Lösung sein. Der Unternehmer Ulrich Jannert denkt laut über die Zukunft nach.

Ich habe ein interessantes Phänomen entdeckt. Viele Unternehmer, selbständige Vertriebspartner und Existenzgründer, denen ich begegnet bin, haben zu mir gesagt: „Hätte ich im Voraus gewusst, dass der Weg so schwierig wird, dann hätte ich es nie versucht“. In anderen Worten: Sie waren so naiv, dass sie nicht auf alle möglichen Fallen und Hindernisse achteten, die sie vor sich hatten. Stattdessen gingen sie einfach konsequent weiter. Ich habe andererseits viele gute Bekannte und Geschäftsfreunde, die in Unternehmen angestellt sind und die den festen Wunsch haben, als selbständige Unternehmer endlich unabhängig und vollständig eigenverantwortlich zu arbeiten.

 

Obwohl - oder sogar, weil - sie sehr gutes fachliches Wissen haben und zudem sehr intelligent sind, sehen sie zu viele Hindernisse und haben zu viele Zweifel bei der möglichen Ausübung einer beruflichen Unabhängigkeit in Form einer Selbständigkeit bzw. eines unabhängigen Unternehmertums. Das ist der Grund, warum im Endeffekt nichts geschieht. Zweifel frisst Tatendrang, Zweifel frisst Kreativität und Zweifel frisst Selbstvertrauen. Es bleibt nur bei dem unechten Wunsch und den leeren Worten, die man sich bei jedem Treffen wieder erneut anhören muss. Die gleiche Argumentation der Zweifel und Auflistung aller möglichen und unmöglichen Risiken führt zum gleichen Selbstmitleid, sich leider nicht richtig entwickeln zu können …

 

Der Hauptgrund, warum viele von uns nicht genau das machen, was sie sich eigentlich wünschen zu machen, ist der, dass unsere Gedanken und Gefühle zu inneren Hindernissen geworden sind. Oder, anders ausgedrückt, mit den Worten von Friedrich Schiller: „Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten.“

 

Mein kleiner Tipp an Sie: Machen Sie sich von nun an weniger kritische Gedanken, ob Sie genügend Erfahrung oder tiefe Fachkenntnisse in einem bestimmten Gebiet besitzen. Sie werden diese Qualitäten, falls Sie sie brauchen, immer bei anderen Menschen finden und akquirieren können. Was wirklich zählt, ist IHRE Vision, IHRE Leidenschaft und IHRE Lösungsmethodik. Sie benötigen a) eine reale Vision dessen, was Sie erreichen wollen, b) viel Leidenschaft in Form von Energie und Mut, um es zu er reichen, und c) die Fähigkeit, jeden Widerstand, jedes Hindernis und jeden noch so großen Fehltritt zu verarbeiten. Dazu benötigen Sie aber alles andere als Fachwissen.

 

Das kann mit einem Beispiel aus der Tierwelt nochmals verdeutlicht werden: Schauen Sie sich einmal die Hummel an. Bei der Hummel ist das Verhältnis zwischen Körpergewicht und Flügelspannweite so ungünstig, dass sie technisch gesehen gar nicht fliegen kann. Die Hummel wiegt im Durchschnitt 1,2 Gramm und hat eine Flügelfläche von 0,7 Quadratzentimetern. Nach den bekannten Gesetzen der Aerodynamik kann die Hummel nicht fliegen. Die Hummel weiß das aber nicht und fliegt einfach.

 

Bedenken Sie, dass der Erfolg nicht eine Funktion der Intelligenz ist, er ist fast immer eine Funktion der Motivation. Wie stark ist der Wind unter Ihren Flügeln?

 

Ulrich Jannert